Tag der Provenienzfoschung

Zum Tag der Provenienzforschung hat Dr. Daniela Sommer (links) gemeinsam mit Petra Diederich (Bildmitte) das Stadtmuseum und die neue Leiterin Lisa Beutler (rechts) in Bad Wildungen besucht, dass eines der vier hessischen Museen ist, in dem der Erstcheck durchgeführt wird, ob es sich bei Gegenständen um Nazi-Raubkunst handelt, die aus Beschlagnahmungen oder aus "fluchtbedingten Verkäufen" während der NS-Zeit zwischen 1933 und 1945 stammen.

Dr. Daniela Sommer: Kulturgüter entdecken, transparent machen und faire Lösungen finden

Waldeck-Frankenberg/Bad Wildungen. Am Tag der Provenienzforschung hat Dr. Daniela Sommer, die Obfrau für Wissenschaft und Kunst ist, das Stadtmuseum in Bad Wildungen gemeinsam mit Petra Diederich (Magistrat der Stadt Bad Wildungen, SPD Bad Wildungen) besucht. Der Tag der Provenienzforschung findet einmal jährlich, jeweils am zweiten Mittwoch im April statt. Dr. Sommer als zuständige Abgeordnete hat das Stadtmuseum in Bad Wildungen extra an diesem Tag besucht, um das Projekt zu würdigen und sich zu informieren. Denn das Stadtmuseum Bad Wildungen ist eines der vier Museen in Hessen, in dem der Hessische Museumsverband seit dem 1. Februar bis zum 31. Juli 2022 einen Erstcheck zu NS-Raubgut durchführt. Ziel ist es, die Museumsbestände auf jüdischen Vorbesitz und Kulturgut anderer Opfergruppen des NS-Regimes zu untersuchen.

Dr. Daniela Sommer sagt: „Es geht dabei um die Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut. Untersucht wird vor allem, ob es sich bei Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen um Nazi-Raubkunst handelt, die aus Beschlagnahmungen oder aus „fluchtbedingten Verkäufen“ während der NS-Zeit zwischen 1933 und 1945 stammen. Häufig gibt es keinerlei Unterlagen mehr. Vielfach mussten die ursprünglichen jüdischen Eigentümer bei ihrer Deportation oder ihrer Flucht ins Exil sämtliche Besitztümer zurücklassen. Manchmal ist es lediglich ein verblasstes Etikett, eine Notiz oder Markierung auf der Rückseite eines Bildes oder Eintragungen in Tagebüchern, die Hinweise auf den ursprünglichen Eigentümer geben.“

In Bad Wildungen ist es spannend, dass selbst das Haus, in dem sich das Museum befindet, einst der jüdischen Familie Leiser gehörte, bis sie flüchten mussten.

„Provenienzforschung erfüllt eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe,“ sagt Dr. Sommer und erinnert an die Verpflichtung Deutschlands auf Grundlage der seit 1998 geltenden Washingtoner Erklärung, nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut in den Museen zu suchen und gemeinsam mit den rechtmäßigen Eigentümerinnen und Eigentümern gerechte und faire Lösungen zu finden. „Die Wahingtoner Erklärung setzte ein Zeichen dafür, sich der Verantwortung aus geschehenem Unrecht zu stellen. Die Suche ist aber nicht allein auf Problembestände, Illegalität und Rückgabe fokussiert, sondern leistet einen wichtigen Beitrag zur eigenen Sammlungsgeschichte, zur Geschichte des Kunst- und Antiquitätenhandels, zu kulturellen und personellen Verflechtungen, die in der Vergangenheit wurzeln, aber nicht selten bis in die Gegenwart reichen.“

Lisa Beutler, die neue Museumleiterin, die nun den zweiten Monat vor Ort ist, zeigte den Besucherinnen, dass es im Museumsbestand noch eine Thorarolle sowie Buchbestände gibt, die aus der jüdischen Gemeinde stammen könnten und gab Einblicke in die Arbeiten: „Unser Ziel ist es, die Erforschung und die Erkenntnisse in die aktive Arbeit des Museums einfließen zu lassen,“ so Lisa Beutler, die über Pläne zur Weiterentwicklung und Umstrukturierung des Museums berichtete, „es wird spannend sein, das Museum zu besuchen und immer wieder Neues zu entdecken!“

Sommer freut sich mit Beutler, dass Bad Wildungen eines der Museen ist, in denen der Erstcheck durchgeführt wird, die heimische Abgeordnete weiß aus vielen Gesprächen mit Museen und dem Verband, dass diese meist aufgrund des Mangels an Personal, Zeit und Geld Provenienzforschung nicht selbst intensiv betreiben können. Erstchecks sind für viele Museen daher ein Einstieg in die Provenienzforschung und einer diesbezüglichen Aufarbeitung der NS-Zeit vor Ort.“